ESCUELA DE DOCTORADO

 
Tesis Doctorales de la Universidad de Alcalá
DER REST IST STILLE. DAS KOLLEKTIVE UND INDIVIDUELLE TRAUMA IN ELFRIEDE JELINEKS ROMANEN
Autor/aUrsachi , Irina
DepartamentoFilología Moderna
Director/aPichler , Georg
Fecha de defensa17/06/2021
CalificaciónSobresaliente Cum Laude
ProgramaLenguas Modernas: Investig. en Lingüística, Literat., Cultura y Traducción (RD 99/2011)
Mención internacionalSi
ResumenDeutsch: Elfriede Jelinek setzte sich sehr früh mit der österreichischen NS-Vergangenheit literarisch und filmisch auseinander. Bereits in den Siebziger- und Achtzigerjahren sind Romane entstanden wie Michael. Ein Jugendbuch für die Infantilgesellschaft und wir sind lockvögel baby!, die eine in Österreich weit verbreitete Selbststilisierung zum Opfer des Nationalsozialismus als Mythos entlarven. Die vorliegende Arbeit zeichnet die Entwicklung dieses österreichischen kulturellen Traumas anhand einer umfassenden Werkanalyse des literarischen Schaffens von Elfriede Jelinek nach, das sich über fünf Jahrzehnte erstreckt. Neben den genannten Texten wird auf die Romane Die Liebhaberinnen; Die Ausgesperrten; Die Klavierspielerin; Oh Wildnis, Oh Schutz vor ihr; Lust; Die Kinder der Toten; Gier. Ein Unterhaltungsroman und Neid. Privatroman eingegangen. In der Arbeit wird analysiert, inwiefern die Opferthese literarisch als kulturelles Trauma Österreichs in Jelineks Oeuvre sichtbar wird. Den Ausgangspunkt der Untersuchung bildet die These, dass dieses Trauma Jelinek zufolge die kulturelle Identität Österreichs bedroht und zu einem zentralen Topos ihres Werks wird. Zu diesem Themenkomplex existieren bislang kaum Deutungsangebote in der Literaturwissenschaft. Damit schließt diese Arbeit eine Forschungslücke, indem untersucht wird, mit welchen literarischen und außerliterarischen Mitteln die Autorin das kulturelle Trauma in ihren Werken umsetzt. Den theoretischen Hintergrund der Arbeit bilden interdisziplinäre Bezüge zu (Dokumentar-)Filmen über die Schoah, wissenschaftliche Studien zu Gedächtnis und Trauma sowie grundlegende Werke aus der Sozialpsychologie, Psychoanalyse, Soziologie, Historiografie und aus den Kulturwissenschaften. Besonders markant zeigt sich das kulturelle Trauma an Jelineks Ästhetik der Schoah, wozu die dargestellte Leere innerhalb der Gesellschaft und das Schweigen über die Schoah-Ermordeten und die Mitläufer und -täter gehört, die sich nach Jelinek im kommunikativen und kulturellen Gedächtnis Österreichs verfestigt haben. Das Trauma findet sich thematisch allerdings nicht nur innerhalb eines Werks, sondern die Traumaphasen umspannen die gesamte Werkbiografie der Autorin, die gleichzeitig für das achronologische Erleben eines Traumas steht. Die diversen (Verdrängungs-)Mechanismen entpuppen sich allerdings an den Handlungsorten als non-lieux de mémoire (Claude Lanzmann), da dort die sozialen, politischen, psychologischen und kulturellen Langzeitfolgen aufgrund des kollektiven Verschweigens der Wahrheit über die Mitschuld Österreichs an der Schoah offen zutage treten. Jelineks Romane sind ein Plädoyer für das Einbinden des kulturellen (Mit-)Tätertraumas in das kulturelle Gedächtnis Österreichs. Mit ihrer littérature engagée verweist die Autorin auf die unabgeschlossene und fehlerhafte ¿Aufarbeitung¿ der Vergangenheit anhand der in den Romanen porträtierten Familiengeschichten, die allesamt das eigene Trauma ausklammern, worin sich das gesamtgesellschaftliche Scheitern widerspiegelt. Jelinek zeichnet damit weit mehr als nur das Trauma einer Gemeinschaft nach: Ihr Schreiben offenbart sich als kathartischer Ausweg aus dem kulturellen Trauma. Schlüsselwörter: Elfriede Jelinek, Romane, kulturelles Trauma, Opfermythos, Psychoanalyse, Historiografie, (Sozial-)Psychologie, Schoah, literarische Darstellung des Schweigens, kommunikatives Gedächtnis, kulturelles Gedächtnis, Vergessen